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Promotionspreis der Deutschen Gesellschaft für Urologie 2011 geht an Doktorand von Professor Gerharz

HAMBURG, 17. September 2011. Prof. Dr. Joachim Steffens, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie, zeichnete Herrn Dr.med. Daniel Kühn, Doktorand von Professor Dr. Elmar Gerharz, Urologie an der Paulskirche, anläßlich der Jahrestagung der DGU mit dem Promotionspreis aus. Die Verleihung fand feierlich im Rahmen des Festabends statt. Die Arbeit stammt aus dem Labor von Dr. Burkhard Kneitz, der die wissenschaftlich hochoriginellen Ideen lieferte, die anspruchsvollen Methoden auswählte und deren Umsetzung beaufsichtigte.  

Die mit der Bestnote "Summa cum laude" bewertete Arbeit war bereits in der Vergangenheit mit mehreren Preisen bedacht worden.

Prostatakrebs stellt deutschlandweit die zweithäufigste zum Tode führende Tumorerkrankung des Mannes dar. Dennoch ist seine Entstehung im Gegensatz zu vielen anderen Tumoren noch weitgehend unverstanden. Während die Krebsentstehung in anderen Organen zum Teil ganz bestimmten Veränderungsmustern im Erbgut folgt, lassen sich beim Prostatakarzinom eine Reihe unterschiedlicher Mechanismen beobachten, unter anderem in zelleigenen Reparatur- und Überwachungssystemen. Herr Kühn suchte in Prostatagewebe von Patienten der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie des Universitätsklinikums Würzburg zum einen nach sogenannnten Mikrosatelliten-Instabilitäten als Hinweis für das Vorliegen von Defekten im postreplikativen DNA- Mismatch-Repair-System (MMR), das beim Gesunden Fehler während der Zellteilung wieder behebt. Karzinompatienten mit nachgewiesenen MMR-Defekten hatten hierbei im Vergleich zu Patienten mit MMR-intakten Tumoren weniger ausgedehnte Tumoren (niedrigere Tumorstadien), die dem Ausgangsgewebe noch ähnlich sahen (gute Tumordifferenzierung) und die Lymphknoten noch nicht befallen hatten. Damit war bei diesen Patienten ein günstiger Krankheitsverlauf (gute Prognose) wahrscheinlicher. Außerdem konnte durch Analyse der transkriptionellen Expression zweier Spindelcheckpoint-Gene (zuständig für eine geordnete Zellteilung) ein in einigen Proben der Patientengruppe erniedrigtes Bub1b-Expressionsniveau gefunden werden. Die vergleichsweise geringen Bub1b-Expressionen waren dabei in hohem Maß mit lokal fortgeschrittenen Tumorstadien (ausgedehntere Tumore), schlechter Tumordifferenzierung (kaum noch normalem Prostatagewebe ähnlich) und vermehrtem Tumorbefall der Lymphknoten verknüpft; dies spricht für einen eher ungünstigen Krankheitsverlauf.

In der Zusammenschau zeigen die Ergebnisse der aufwändigen grundlagenwissenschaftlichen Arbeit, dass Defekte in den beiden zellulären Überwachungs- bzw. Reparatursystemen die Stabilität des Ergbuts gefährden und zu der Entstehung von Prostatakrebs beitragen können. Während eine reduzierte Bub1b-Expression in direktem Zusammenhang mit dem Fortschreiten der Krebserkrankung steht, macht der Nachweis eines MMR-defizienten Prostatakarzinoms einen günstigeren Krankheitsverlauf wahrscheinlich. Die Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven in der Diagnostik und individuellen Therapie dieser Tumorart.